Medizinstrategie | Spezialisierung | Konzentration | Entwicklung
Neue Medizinstrategie nimmt Krankenhausreform vorweg
Die COVID-19-Pandemie hat den Druck auf Krankenhäuser wie unter einem Brennglas verstärkt. Das gilt für ihre Strukturen, ihre Organisation, die medizinischen Leistungen und ganz besonders für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Auch das Klinikum der Region Hannover (KRH) sieht sich diesen zunehmenden Herausforderungen im Gesundheitswesen ausgesetzt. Daraus folgt eine dauerhaft angespannte wirtschaftliche Situation für den Klinikkonzern. Als Konsequenz wurde im April 2022 die Weiterentwicklung der KRH Medizinstrategie beschlossen. Ihr Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in der Region Hannover auch in Zukunft auf hohem Qualitätsniveau gewährleisten zu können und ebenso eine ausgeglichene Ergebnissituation erreichen zu können.
Spezialisierung als Erfolgsfaktor
Bei der Entwicklung der Medizinstrategie 2030 wurde dem Trend einer zunehmenden Spezialisierung in der Medizin Rechnung getragen. Patient*innen werden zunehmend älter. Ihre Erkrankungen werden nicht nur komplexer, es treten ebenso immer häufiger zwei oder mehr verschiedene Erkrankungen gemeinsam auf – die sogenannte Komorbidität steigt. Beides erfordert spezialisierte und konzentrierte Kompetenzen. Dadurch entwickelt sich das Profil medizinischer Leistungserbringer*innen zwangsläufig immer weiter weg von Generalist*innen, hin zu Spezialist*innen.
Dennoch sollen alle Patient*innen auch weiterhin ganzheitlich behandeln werden können. Hierzu ist neben der Spezialisierung und Konzentration ein hoher Vernetzungsgrad zwischen allen Akteur*innen erforderlich. Für eine solche Vernetzung zwischen den Abteilungen eines Krankenhauses sowie für standortübergreifende Kooperation bietet ein regionaler Krankenhausverbund mit mehreren Standorten die besten Voraussetzungen. Er ermöglicht das Zusammenspiel hochspezialisierter Expert*innen mit klaren Versorgungsrollen im Sinne einer abgestuften Versorgung. Über diesen Verbund entsteht für Patient*innen ein nahezu vollumfängliches Behandlungsspektrum, dass eine weitaus höhere medizinische Qualität ermöglicht. Diese Qualitätssteigerung ist das zentrale Ziel der Medizinstrategie 2030.
Konzentration und Schwerpunktbildung
Die Qualität der Versorgung an den Standorten soll durch Konzentration und Schwerpunktbildung langfristig maximiert werden. Gleichzeitig kann allen Patient*innen über effektive Vernetzung die optimale Therapie zuteilwerden; unabhängig davon, in welchem KRH Krankenhaus sie aufgenommen werden. Eine bedarfsgerechte, stationäre Versorgung sicherzustellen ist und bleibt vordringlichste Aufgabe des KRH. Auf Dauer ist sie aber nur mit schlagkräftigen und zukunftsfähigen Einheiten zu gewährleisten. Aus diesem Grund liegt ein wesentliches Prinzip der Medizinstrategie 2030 darin, die limitierten finanziellen Ressourcen und das stark begrenzte Personal zu fokussieren.
Aufbauend auf den aktuellen Reformvorschlägen hat das KRH für die Region Hannover ein gestuftes Versorgungsmodell entwickelt. Dieses beinhaltet künftig vier somatische Standorte, für die Versorgung von Menschen mit körperlichen Erkrankungen und Verletzungen mit den angestrebten Versorgungsstufen: Klinikum Mitte als Maximalversorger, Klinikum Ost und Gehrden als Schwerpunktversorger, Klinikum Neustadt als Grund- und Regelversorger und Klinikum Laatzen als Klinik für Intersektorale Versorgung sowie zwei psychiatrische Standorte in Wunstorf und Langenhagen (perspektivisch Nordstadt).
So lassen sich mit einer ausreichenden Anzahl von adäquat qualifizierten Mitarbeitenden künftig wieder Überlastungen vermeiden, verbindliche Fort-, Weiter- und Ausbildungen gewährleisten und die Arbeitszufriedenheit steigern.
Entwicklung und Umsetzung durch Mitarbeitende
An der Entwicklung der Medizinstrategie haben über 250 Mitarbeitende des KRH mitgewirkt. Sie wurde im März 2023 vom Aufsichtsrat des Unternehmens beschlossen. Dieser Beschluss wurde im Mai 2023 durch den Eigentümer, die Region Hannover in Form eines Beschlusses der Regionsversammlung noch einmal bestätigt und in Kraft gesetzt. Seit dem befindet sich die Medizinstrategie in der Umsetzung.