Krankenhausreform? In Hannover umsetzbar!

Klinikum Region Hannover

In der Landeshauptstadt Hannover und dem Umland betreibt das kommunale Unternehmen zehn Krankenhäuser. Mit einem Anteil von 40 Prozent an der Krankenhausversorgung in der Region Hannover ist es das leistungsstärkste Krankenhausunternehmen der Region.

Projektbeschreibung

Das KRH nimmt mit seiner Medizinstrategie 2023 die Krankenhausreform bereits vorweg.

Medizinstrategie | Spezialisierung | Konzentration | Entwicklung

Neue Medizinstrategie nimmt Krankenhausreform vorweg

Die COVID-19-Pandemie hat den Druck auf Krankenhäuser wie unter einem Brennglas verstärkt. Das gilt für ihre Strukturen, ihre Organisation, die medizinischen Leistungen und ganz besonders für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Auch das Klinikum der Region Hannover (KRH) sieht sich diesen zunehmenden Herausforderungen im Gesundheitswesen ausgesetzt. Daraus folgt eine dauerhaft angespannte wirtschaftliche Situation für den Klinikkonzern. Als Konsequenz wurde im April 2022 die Weiterentwicklung der KRH Medizinstrategie beschlossen. Ihr Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in der Region Hannover auch in Zukunft auf hohem Qualitätsniveau gewährleisten zu können und ebenso eine ausgeglichene Ergebnissituation erreichen zu können.

Spezialisierung als Erfolgsfaktor

Bei der Entwicklung der Medizinstrategie 2030 wurde dem Trend einer zunehmenden Spezialisierung in der Medizin Rechnung getragen. Patient*innen werden zunehmend älter. Ihre Erkrankungen werden nicht nur komplexer, es treten ebenso immer häufiger zwei oder mehr verschiedene Erkrankungen gemeinsam auf – die sogenannte Komorbidität steigt. Beides erfordert spezialisierte und konzentrierte Kompetenzen. Dadurch entwickelt sich das Profil medizinischer Leistungserbringer*innen zwangsläufig immer weiter weg von Generalist*innen, hin zu Spezialist*innen.

Dennoch sollen alle Patient*innen auch weiterhin ganzheitlich behandeln werden können. Hierzu ist neben der Spezialisierung und Konzentration ein hoher Vernetzungsgrad zwischen allen Akteur*innen erforderlich. Für eine solche Vernetzung zwischen den Abteilungen eines Krankenhauses sowie für standortübergreifende Kooperation bietet ein regionaler Krankenhausverbund mit mehreren Standorten die besten Voraussetzungen. Er ermöglicht das Zusammenspiel hochspezialisierter Expert*innen mit klaren Versorgungsrollen im Sinne einer abgestuften Versorgung. Über diesen Verbund entsteht für Patient*innen ein nahezu vollumfängliches Behandlungsspektrum, dass eine weitaus höhere medizinische Qualität ermöglicht. Diese Qualitätssteigerung ist das zentrale Ziel der Medizinstrategie 2030.

Konzentration und Schwerpunktbildung

Die Qualität der Versorgung an den Standorten soll durch Konzentration und Schwerpunktbildung langfristig maximiert werden. Gleichzeitig kann allen Patient*innen über effektive Vernetzung die optimale Therapie zuteilwerden; unabhängig davon, in welchem KRH Krankenhaus sie aufgenommen werden. Eine bedarfsgerechte, stationäre Versorgung sicherzustellen ist und bleibt vordringlichste Aufgabe des KRH. Auf Dauer ist sie aber nur mit schlagkräftigen und zukunftsfähigen Einheiten zu gewährleisten. Aus diesem Grund liegt ein wesentliches Prinzip der Medizinstrategie 2030 darin, die limitierten finanziellen Ressourcen und das stark begrenzte Personal zu fokussieren. 

Aufbauend auf den aktuellen Reformvorschlägen hat das KRH für die Region Hannover ein gestuftes Versorgungsmodell entwickelt. Dieses beinhaltet künftig vier somatische Standorte, für die Versorgung von Menschen mit körperlichen Erkrankungen und Verletzungen mit den angestrebten Versorgungsstufen: Klinikum Mitte als Maximalversorger, Klinikum Ost und Gehrden als Schwerpunktversorger, Klinikum Neustadt als Grund- und Regelversorger und Klinikum Laatzen als Klinik für Intersektorale Versorgung sowie zwei psychiatrische Standorte in Wunstorf und Langenhagen (perspektivisch Nordstadt).

So lassen sich mit einer ausreichenden Anzahl von adäquat qualifizierten Mitarbeitenden künftig wieder Überlastungen vermeiden, verbindliche Fort-, Weiter- und Ausbildungen gewährleisten und die Arbeitszufriedenheit steigern.

Entwicklung und Umsetzung durch Mitarbeitende

An der Entwicklung der Medizinstrategie haben über 250 Mitarbeitende des KRH mitgewirkt. Sie wurde im März 2023 vom Aufsichtsrat des Unternehmens beschlossen. Dieser Beschluss wurde im Mai 2023 durch den Eigentümer, die Region Hannover in Form eines Beschlusses der Regionsversammlung noch einmal bestätigt und in Kraft gesetzt. Seit dem befindet sich die Medizinstrategie in der Umsetzung.

Interview mit der Geschäftsführung

Dr. Matthias Bracht
Dr. Matthias Bracht
Medizinischer Geschäftsführer KRH

Das KRH hat bereits vor etwa einem Jahr seine aktuelle Medizinstrategie beschlossen. Was sind die Kernziele?

Uns geht es darum, die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu verbessern und zu sichern. Als KRH Klinikum Region Hannover haben wir hier eine besondere Verantwortung, der wir uns auch bewusst sind. Das liegt zum einen an unserer Größe mit einem Versorgungsanteil von etwa 40 Prozent und der Ausrichtung auf die klassischen klinischen Behandlungsthemen. Wir wollen das komplette benötigte Behandlungsspektrum anbieten, ohne uns auf besonders auskömmlich finanzierte Fallgruppen zu spezialisieren. Hier sind wir mit der Medizinstrategie 2030 angetreten, gut vernetzte, auf die morgigen Bedarfe angepasste und mit den anderen Partnern verzahnte Angebote zu entwickeln, die auf die zukünftigen Finanzierungssysteme angepasst sein werden.

Lesen Sie das ganze Interview:

Was hat Sie bewogen, diese tiefgreifenden Strukturentscheidungen zu treffen?

Die Erkenntnis, dass der medizinische Fortschritt und die Versorgungsbedarfe der Menschen sich verändern und wir unsere Angebote dafür konzentrieren und bedarfsgerecht aufstellen müssen. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die Fachleute im Gesundheitswesen, unsere Medizinexpert*innen, die Spezialist*innen in der Pflege, in den Funktionsdiensten und den anderen unterstützenden Bereichen. Sie alle wollen in zukunftsfähigen, modernen Strukturen arbeiten.

Niedersachsen und der Bund planen eine Reform des stationären Sektors. Sehen Sie sich als Vorreiterin?

Der Weg der Konzentration von Leistungsangeboten in abgestuften Versorgungsrollen ist richtig und wird kommen. Deshalb machen wir unsere Hausaufgaben. Nach unserer Wahrnehmung sind wir hier im Vergleich zu anderen Unternehmen in Deutschland gut unterwegs.

Standortveränderungen sorgen stets für Verunsicherung bei der Bevölkerung, beim Personal und bei den Patientinnen und Patienten. Welche Erfahrungen machen Sie und wie gehen Sie damit um?

Kommunizieren und Beteiligen. Wir versuchen, zu erklären und zu überzeugen. Im Übrigen lassen wir uns ja auch selbst von den richtigen Argumenten überzeugen. So haben wir die Medizinstrategie ja in einem beteiligungsorientierten Prozess entwickelt. Unsere Expertinnen und Experten haben die Maßnahmen maßgeblich entwickelt. Das ist bisher sicherlich einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren.

Einschätzungen aus der Region

Podcast mit Dr. Tobias Schilling

Umsetzbar - wie Transformationsprozesse gelingen können

Dr. Tobias Schilling über die Entwicklung der KRH Medizinstrategie 2030

Teilweise in Kraft, teilweise noch in der Abstimmung: Die Lauterbachsche Krankenhausreform wälzt die deutsche Kliniklandschaft gerade massiv um. Die Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser sieht sich als einen der Motoren, wenn es darum geht, den stationären Sektor zukunftsfest aufzustellen. „Umsetzbar“ ist dabei einer der Schlüsselbegriffe. Mit einigen Beispielen zeigen wir im AKD DNA Podcast, wie einzelne Mitgliedshäuser daran gegangen sind, sich auf die bevorstehenden Änderungen vorzubereiten. Den Aufschlag macht das KRH Klinikum Region Hannover. Steffen Ellerhoff spricht mit Dr. Tobias Schilling, Unternehmensentwickler Medizin im KRH, über Chancen, Möglichkeiten, Umsetzungsstrategie und auch über den notwendigen Mut zur Lücke.

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