Wir haben in vielen Gesprächen betont, dass dies kein externer Vorschlag von Berater*innen ist, sondern von Menschen, die tagtäglich in der MüK arbeiten und wissen, was unsere Patient*innen benötigen: eine optimale Medizin, Pflege und Therapie auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik.
Das ist nur möglich, wenn wir uns verändern. Denn die Medizin hat sich grundlegend verändert. Die Versorgung von Patient*innen ist schon lange keine Disziplin für Einzelkämpfer mehr. Der berühmte Chirurg Prof. Dr. Ferdinand Sauerbruch würde heute auch ein großes interdisziplinäres Team an seiner Seite versammeln, um im gemeinsamen Austausch und Diskurs die beste Therapie für seine Patient*innen zu finden.
Wir brauchen große Zentren mit breiter interdisziplinärer Expertise. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen: Sondern vielmehr, weil der Therapieerfolg, also das Outcome für Patient*innen, in hoch spezialisierten Zentren mit großen Fallzahlen nachweislich besser ist.
Die Gesundheitspolitik gibt hier bereits heute den Rahmen vor. Ein Beispiel: Jedes Jahr erkranken mehr als 70 000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs. Für die chirurgische Behandlung des Mammakarzinoms gilt seit 2024 eine Mindestmenge von 50 Fällen, die im Jahr 2025 auf 100 Fälle jährlich angehoben wird. Damit wird sich die Zahl der zur OP berechtigten Kliniken voraussichtlich um ein Fünftel verringern. Es gilt also, die Chance der Veränderungen für die MüK und für die Menschen in der MüK aktiv zu nutzen.
Qualität dank Quantität. Dazu wollen wir in zwei leistungsstarken Häusern im Münchner Norden und Süden unsere Leistungen in hochspezialisierten Zentren bündeln. Das ist die wichtigste Leitplanke, mit der wir in die Diskussion über unser zukünftiges medizinisches Eckpunktepapier gegangen sind.
Indem wir unsere Kräfte bündeln, werden wir wieder aufnahmefähiger für Patient*innen, die unsere Hochleistungsmedizin brauchen. Damit lösen wir den täglichen Konflikt Notfall versus Elektivpatient*innen. Unser „Elektivpatient“ wartet nicht auf einen Schönheitseingriff, sondern auf eine Lungenkrebs-OP. Diese Patient*innen brauchen, genauso wie Notfälle, unsere besondere Expertise, und wir müssen diese wieder verlässlich versorgen können.
Ich werde öfter gefragt: Sprechen wir über eine ferne Zukunft oder aktuelle Herausforderungen? Ich sage immer: beides! Wir warten auf die Abstimmung im Münchner Stadtrat über unser medizinisches Eckpunktepapier. Aber wir können und müssen schon jetzt starten und Herausforderungen im Klinikalltag aktiv angehen.
Denn bessere und digitalisierte Prozesse können dazu beitragen, dass Patienten besser versorgt werden und Kolleg*innen in Medizin und Pflege gern zur Arbeit kommen. Wir haben in Cottbus die Notaufnahme von Grund auf verändert. Die Wege, die eine Pflegekraft während ihrer Schicht gehen musste, wurden von 13 auf 3 Kilometer reduziert. So bleibt deutlich mehr Zeit für die Arbeit mit den Patient*innen. Aus einem Arbeitsplatz mit hoher Fluktuation wurde plötzlich ein Team, bei dem Bewerber*innen Schlange standen, um in dieser Notaufnahme zu arbeiten.
Wir kennen die Hebel, die wir bedienen müssen. Ich erlebe aber, dass wir uns als MüK immer wieder in den gleichen großen Runden versammeln, ohne dass Entscheidungen getroffen werden und Veränderungen passieren.
Die MüK hat kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Die Neubauten bieten uns die einmalige Chance, Prozesse ganz neu zu denken und standortübergreifende Standards zu definieren.
Die gute Nachricht ist: Ich habe in der MüK viele Menschen getroffen, die offen für Veränderungen sind und die lieber heute als morgen starten möchten. Sie wollen die Versorgung ihrer Patient*innen und ihren Arbeitsplatz ganz konkret verbessern.
Daran wollen wir gemeinsam arbeiten - und darauf freue ich mich!