Stabile Notfallversorgung schafft Vertrauen für Reformen

Erstellt von:AKG Geschäftsstelle
Erstellt am:08.02.2023
Aktualisiert am:05.04.2023, 18:18

▶️ Reform der Notfallversorgung ist Voraussetzung für erfolgreiche Krankenhausreform

▶️ Bestehende Strukturen werden den zukünftigen Versorgungsbedarf nicht bewerkstelligen können.

▶️ Versorgungsrollen erleichtern die Zusammenarbeit vor Ort

Nach den Berichten von überlasteten Notaufnahmen zum Ende des vergangenen Jahres fordert die „Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser“ e.V. (AKG-Kliniken) von der Bundesregierung, eine Reform der Notfallversorgung zum integralen Bestandteil der angestrebten Krankenhausreform zu machen. „Nur durch eine zuverlässige Notfallversorgung im ganzen Land werden wir den notwendigen Vertrauensvorschuss aus der Bevölkerung für die dringend notwendigen Reformen in der Krankenhauslandschaft gewinnen können“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der AKG-Kliniken Dr. Matthias Bracht die Bedeutung der Notfallversorgung.

Durch eine überdurchschnittlich ausgeprägte Welle von Atemwegsinfektionen im vergangenen Herbst häuften sich zuletzt Berichte über abgemeldete und überlastete Notaufnahmen und sorgten so für große Verunsicherung in vielen Teilen der Bevölkerung angesichts der gleichzeitig veröffentlichten Pläne des Gesundheitsministers zur Reform der Krankenhauslandschaft. Wie es zu den Problemen in vielen deutschen Notaufnahmen kommen konnte, erklärt Dr. Tim Flasbeck, Chefarzt der Notaufnahme in einem kommunalen Maximalversorger, im aktuellen AKG-Podcast „Politik trifft Wirklichkeit“: Notaufnahmen - Was beschäftigt euch?

„In der Notfallversorgung kumulieren derzeit die Fehlendwicklungen der letzten 20 Jahre aus Verunsicherung der Patientinnen und Patienten, räumlicher und organisatorischer Defizite in den Krankenhäusern und fehlender Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter Versorgung“, fasst Flasbeck die Situation anschaulich zusammen und sieht demnach die Verantwortung für die problematische Situation bei allen beteiligten Akteuren gleichermaßen. Der nicht mehr aufschiebbare Handlungsbedarf ergibt sich laut Flasbeck nun endgültig aus der demografischen Unwucht von fehlendem medizinischem Personal und wachsendem Versorgungsbedarf in der Bevölkerung. Auf dieser Basis werden die bestehenden Strukturen und Arbeitsweisen nicht mehr ausreichen, um eine angemessene Notfallversorgung in allen Teilen des Landes zu gewährleisten.

Als Lösung fordert der Notfallmediziner Flasbeck eine nachvollziehbare und verbindliche Rollenverteilung innerhalb der Krankenhauslandschaft und auch zwischen den verschiedenen Akteuren der Notfallversorgung vor Ort. Damit unterstützt er ausdrücklich die Etablierung von verschiedenen Versorgungsrollen, wie es die aktuellen Reformpläne des Gesundheitsministers vorsehen.

Für die AKG-Kliniken ist klar, dass eine zukunftsfähige und tragfähige Versorgung von allen beteiligten Akteuren grundlegende Veränderungen verlangt:

  • Patientinnen und Patienten müssen besser über den jeweils geeigneten Anlaufpunkt für ihren akuten Versorgungsbedarf informiert und entsprechend gelenkt werden.
  • Krankenhäuser müssen eine klare Versorgungsrolle innerhalb ihrer Region einnehmen und ihre Strukturen und Prozesse dementsprechend spezifisch auf die Behandlung von überwiegend Notfallpatientinnen und -patienten oder überwiegend Elektivpatientinnen und -patienten ausrichten.
  • Krankenhäuser und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte brauchen neue Formen der Zusammenarbeit.

Die bisherigen Reformvorschläge sind für den Notfallexperten Flasbeck praktisch kaum umsetzbar. „Ein neuer Name über der Eingangstür und die räumliche Integration von Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigungen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser verbessert noch keine Versorgung“, betont er angesichts der bestehenden Überlegungen zu sogenannten Integrierten Notfallzentren. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit vor Ort braucht es einen passenden rechtlichen Rahmen aus verbindlichen Zuständigkeiten und nachvollziehbarer Entscheidungen auf Basis eines einheitlichen Ersteinschätzungsverfahren. Im Podcast berichtet er von vielen erfolgreichen Modellprojekten, die schon heute im konstruktiven Dialog und mit einer guten Kommunikation gegenüber den Patientinnen und Patienten überall umsetzbar wären.

Angesichts der aktuellen Situation können sich Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte einen Streit über die Zuständigkeiten und Pfründe der ambulanten Notfallversorgung nicht mehr länger leisten. Alle Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es zukünftig nicht mehr ausreichend medizinisches Personal geben wird, um die bestehenden Doppelstrukturen fortzuführen. „Wir brauchen also auch über die Sektorengrenzen hinweg eine abgestufte Notfallversorgung, die einen niederschwelligen Zugang vor Ort sichert und eine hochwertige Versorgung an ausgewiesenen Zentren ermöglicht“, fasst der AKG-Geschäftsführer Nils Dehne die Erwartungen der AKG-Kliniken zusammen. Damit diese Konzepte noch in die laufenden Beratungen zwischen Bund und Ländern zur Krankenhausreform einfließen können, braucht es kurzfristig konkrete Vorschläge aus der Regierungskommission.